Zum dritten Mal traf sich die Pingpong-Elite zum alljährlichen UHC-Open. Die Ausgangslage versprach einmal mehr Hochspannung: Ein Favoriten-Trio und ein riesiges Feld von Herausfordern! Der meistgenannte Favorit war die aktuelle Weltnummer 1, Adrian Felder. Aber hielt er diesmal dem Druck stand, welchen ihn die letzten beiden Jahren im Final scheitern liess? Oder packt es doch Furrer, im Spätherbst seiner Karriere, noch einmal? Oder geht der Titel wie im letzten Jahr an den Vereidigungskünstler Duss? Und wer könnte sonst noch um den Titel mitreden? Wohl keiner – und hier ziehen wir bereits das erste Mal den Vergleich zum Tennis. Die «Big Three» und dahinter eine klaffende Lücke.
Nun denn: Die 12 Spieler (mit den Neulingen Bucher & Wüthrich) wurden in drei Viergruppe eingeteilt und spielten alle einmal gegeneinander. Die Gruppensieger sowie der beste Gruppenzweiter war danach direkt im Viertelfinal gesetzt, während die restlichen 8 Spieler in den Achtelfinals die weiteren vier Startplätze ausspielten.
Vorrunde – die ersten Überraschungen
Und siehe da: In der Vorrunde gab es bereits die ersten Überraschungen. Keiner der «Big Three» konnte seine Gruppe dominieren. Nein, nicht einmal einen Gruppensieg gab es. In der Gruppe 1 dominierte ein entfesselter Feschi «the man», in der Gruppe 2 setzte sich Youngster Bucher knapp durch und in der letzten Gruppe zeigte Kurmann sein Talent, welches er bereits im letzten Jahr andeutete. Als bester Gruppenzweiter durfte Bammert von einem Freilos im Achtelfinal profitieren.
Es zählen nur die Finalspiele!
Aber wie heisst es denn so schön? Was sind die Gruppenspiele wert? Es zählen nur die Finalspiele! Und da endete bereits das erste Spiel dramatisch: Lustenberger brachte Furrer beinahe an den Rand einer Niederlage. Aber Furrer wäre nicht Furrer, ohne seine unglaublichen Nervenstärke. Er zog noch einmal seinen Kopf aus der Schlinge und setzte sich am Ende mit 3:2-Setzen durch. Lustenberger konnte es kaum glauben, da schrie er noch à la Djokovic einen Jubelschrei zum 2:2-Satzausgleich in die Welt hinaus um am Ende doch bitter zu verlieren. Auch auf dem nächsten Court ging es heiss zu und her: Dort forderte Hartmann Duss heraus, doch dieser liess dann nicht viel zu. Gleich mit 3:0 schickte er den Altmeister nach Hause. Für Hartmann doppelt bitter: Gleich zwei Positionen verliert er in der Weltrangliste. Ziemlich deutlich waren auch die beiden anderen Achtelfinal: Weder Meyer (gegen einen aufopfernden Unternährer) noch Felder (gegen Neuling Wüthrich) gaben einen Satz ab. Unternährer und Wüthrich durften dafür ihre Klasse im Doppel noch aufblitzen lassen!
Die Viertelfinale waren dann der erste Gradmesser für die «Big Three», welche sich alle in die nächsten Runde spielen konnten. Als Erstes duellierten sich Duss und Fischer. Fischer, der sich souverän durch die Gruppenphase gespielt hatte, fand gegen einen starkaufspielenden Duss kein Rezept und musste sich mit einen 0:3 aus dem Turnier verabschieden. Was bleibt? Einmal mehr der bittere Nachgeschmack, dass für Feschi «the man» mehr möglich gewesen wäre. Im zweiten Duell konnte Überraschungsmann Bammert gegen den Topfavorit Felder vorlegen. Mehr war dann aber nicht möglich, Felder brachte das Spiel klar mit 3:1-Sätze nach Hause. Dramatischer verlief es im Generationenspiel zwischen Meyer und Bucher. Es schien als könnte sich der Youngster durchsetzen, aber am Ende siegte die Erfahrung. Und im letzten Viertelfinal könnte Kurmann gegen Furrer zum 2:2 ausgleichen. Doch Furrer hält einmal mehr stand und holt sich den Sieg. Kurmann sagte später: «Das war der entscheidende Moment. Hol ich mir den Satz, dann wird Tobi nervös und ich bring das Ding heim».
Die «Big Three» und Meyer!
Im Halbfinal kam es zur Neuauflage des letztjährigen Finalspiel. In einer epischen Vereidigungsschlacht war Duss im vergangenen Jahr der verdiente Sieger. Konnte er sich auch dieses Mal gegen Felder durchsetzen? Dieser stand bislang notabene bei jedem UHC-Open im Final. Die Antwort war «Nein». Felder war zu stark und setze sich mit 3:1 durch. Im anderen Halbfinal duellierten sich zwei Altherren. Wobei «duellieren» wohl der falsche Begriff ist. Gnadenlos hetzte Furrer einen bemitleidenswerter Meyer über den Platz. Gleich mit 3:0 zog er in seinen zweite Final ein. Die Leistung von Meyer sollte die Niederlage aber nicht schmälern. Er war der einziger Halbfinalist im Kreis der Herausforderer. Es scheint, als würden die «Big Three» noch eine Weile die UHC-Open dominieren und hier wären wir wieder bei einer Parallele zum Tennissport.
Ein heroisches Finalspiel …
Im Final trafen die Weltnummer 1 und 3 aufeinander. Und die Final-Affiche gab eine weitere Parallele zum Tennis: Altmeister Furrer, der im Spätherbst seiner Karriere erneut aufblüht. Mit seiner Eleganz und seiner Liebe zum Detail. Auf der andere Seite die Nummer 1 der Welt, der aktuell beste Pingpong-Spieler. Das Spiel verlief ähnlich heroisch wie das Wimbledon-Finalspiel vor einer Woche. Beide Spieler forderten sich alles ab. Und selbstverständlich sollte es dramatisch enden. Da standen wir nun: 2:2 in den Sätzen, 10:9 aus Sicht von Felder: Matchball. Furrer rettet sich ein erstes Mal. Und auch die nächsten 2 Matchbälle wehrt er ab. Bei stand von 12:12 erspielt sich Furrer tatsächlich seinen ersten Matchball. Doch Felder ist zu stark, 13:13. Wieder holt sich Furrer einen Matchball, seinen Zweiten (sehen Sie bereits die Parallele?). Auch dieser kann der Altmeister nicht verwerten und nach geschätzten 5 Stunden Spielzeit, der nächste Matchball für Felder. Dieses Mal kann Furrer den Kopf nicht aus der Schlinge ziehen. Satz, Sieg und Aus. Vor seinen inneren Augen sieht der Reporter bereits wie Felder zu Boden geht, sich ein paar Steinchen ausgräbt und diese langsam in seinem Mund verdauen lässt…
Die UHC-Open hielten einmal mehr, was sie versprachen: Unglaubliches Pingpong, dramatische Geschichten, aufopfernde Herausforderer, starke Favoriten und einen verdienten Sieger. Die UHC-Open 2020 können kommen!
3-Jahres-Ranking
Rang | Name | 2017 | 2018 | 2019 | Gesamt | |
1 | Adrian Felder* | 1’350 | 1’350 | 1480 | 4’180 | +-0 |
2 | Tobias Furrer* | 1’500 | 860 | 1150 | 3’510 | +1 |
3 | Christian Duss* | 980 | 1’400 | 780 | 3’160 | -1 |
4 | Pirmin Meier | 780 | 550 | 980 | 2’310 | +1 |
5 | Fabian Fischer | 580 | 310 | 900 | 1’790 | +3 |
6 | Armin Hartmann | 540 | 900 | 310 | 1’750 | -2 |
7 | Daniel Bammert | 780 | 700 | 1’480 | +2 | |
8 | Manuel Kurmann | 510 | 900 | 1’410 | +5 | |
9 | Simon Lustenberger | 550 | 430 | 980 | +3 | |
10 | Timo Furrer | 900 | 900 | -4 | ||
10 | Kevin Wicki | 900 | 900 | -4 | ||
12 | Daniel Unternährer | 380 | 230 | 230 | 840 | -1 |
13 | Gabriel Peter | 780 | 780 | -3 | ||
14 | Tobi Bucher | 700 | 700 | Neu | ||
15 | Fabrizio Renggli | 430 | 430 | -1 | ||
16 | Luca Wüthrich | 310 | 310 | Neu | ||
17 | Marc Tanner | 230 | 230 | -2 | ||
17 | Patrick Huber | 230 | 230 | -2 |
* = UHC-Open-Sieger